Die diesjährige Landtagswahl war für einige Schülerinnen und Schüler der FPS besonders interessant. Alle 16-jährigen hatten die Option zu wählen, weshalb die Podiumsdiskussion am 6. Mai 2022 eine sehr gut platzierte Veranstaltung war.
Von der Schule eingeladen worden waren Vertreter der CDU, SPD, FDP, SSW, AfD, dem Bündnis 90 Die Grünen und der Linken. Anwesend waren außer Der Linken alle Parteien, was in Anbetracht der unmittelbar anstehenden Wahl eine beachtliche Quote war.
Die Schülerschaft hatte im Vorfeld Fragen zu den drei Themen Bildungspolitik,
Gleichberechtigung und Klima, Verkehr und Energie gesammelt, welche die Moderation stellte und die Vertreter beantworteten. Die dabei vorgetragenen
Ansichten und auch die parteilichen Diskrepanzen waren sehr interessant zu
verfolgen.
Die Moderation (bestehend aus Godja Anthonisen, SV-Vorsitzende aus dem
12.Jahrgang und Brar Gonnsen, Schülersprecher aus dem 11.Jahrgang) hatte die
Politiker zu Beginn der Debatte aufgefordert, sich vorzustellen und zu erläutern, auf welchen Themen ihr Fokus liege. Erwartungsgemäß wurden hier allgemein die
Themenfelder Umweltschutz, Soziales, Bildung und Wirtschaft angerissen, aber
auch die Unterstützung von Auszubildenden (Die Grünen) und die kostenlose
Verfügung von Perioden Produkten an Schulen (FDP) kamen zur Sprache.
Nach der kurzen Vorstellungsrunde begann die Moderation mit dem ersten
Themenbereich und stellte den Teilnehmenden die Frage, wieso Schülerinnen und Schüler für die Anfahrt zur Schule zahlen müssen und wie die Politiker und ihre
Parteien zu einer Übernahme der Fahrtkosten stehen.
Hierbei waren sich SPD, SSW, AfD und der Vertreter der Grünen einig und
plädierten für komplett kostenfreie Schulwege für alle Altersgruppen. Sybilla Nitsch
von der SSW verwies auf die Chancengleichheit, da sich nicht alle Familien den
Transport leisten können. Der Vertreter der FDP, Erik Jäger, fragte hier nach der
Finanzierung und zweifelte an, dass die Kosten komplett vom Land gedeckt werden
können. Er schlug kostengünstigere Alternativen vor. Er verwies, genau wie der
CDU-Politiker zuvor, auf das Semesterticket und stellte die Aussicht in den Raum,
man könne als Schülerschaft mit der Landesregierung in Kontakt treten und so
selbst aktiv werden.
Die nächste Frage der Schülerschaft betraf die Gestaltung der Lehrpläne und ob es
nicht sinnvoll wäre, diese zukunftsorientierter und lebensnaher zu gestalten, um
Schülerinnen und Schüler „wirklich“ auf das Leben vorzubereiten. Das als Beispiel
angeführte Fach Steuerwesen wurde von keinem der Vertreter als sinnvoll
aufgefasst, da man praktische Erfahrungen benötige und theoretisches
Auseinandersetzen mit dem Steuerwesen in der Praxis nicht hilfreich sei. Dafür
plädierten einige der Politiker für Fächer wie Medienkompetenz (Grüne, SSW) und eine Förderung der MINT-Fächer, insbesondere für Mädchen (SSW). Auch
Informatik als verpflichtendes Fach ab der fünften Klasse wurde angesprochen
(CDU).
Ein weiteres Thema der Schülerinnen und Schüler war die Vereinbarkeit von
Umweltschutz und dem Ausbau von ÖPNV auf dem Land. Darüber, dass der ÖPNV
auf jeden fall eines Ausbaus bedarf, waren sich alle Politiker einig. Die Vorschläge
zur Umsetzung dieses Projekts reichten hier von einer verstärkten Taktung der
Busse über eine Reaktivierung stillgelegter Bahnstrecken (AfD) bis hin zu
Carsharing (SSW). Der Fokus lag hierbei immer darauf, ökologische und
ressourcenschonende Technologien zu verwenden und die Infrastruktur nach
diesem Ziel auszubauen.
Zum Thema Umweltschutz stellte die Moderation auch die Frage, wie die Politiker
planen, innovative Energien zu fördern. Der weitere Ausbau von Windkraft und
Solarenergie waren hier die erstrangigen Themen. Offshore und Photovoltaik auf
Dächern statt auf landwirtschaftlichen Flächen wurden erwähnt. Sybilla Nitsch
bezeichnete in diesem Kontext öffentliche Bauten ohne Photovoltaik auf den
Dächern als „Rückschrittspolitik“. Auch äußerte Sie Kritik an den Grünen, die zu den
Unterstützern von LNG-Terminals gehören. Als Antwort auf die Kritik erwähnte der
Grünen-Politiker Deutschlands Abhängigkeit von russischem Gas und verwies auf
die LNG-Terminals in Deutschland, die auch für Wasserstoff nutzbar sein werden.
Das letzte Thema der Podiumsdiskussion war die Gleichstellung. Hierbei wurde die
Frage gestellt, ob man nicht zum klassischen Familienbild zurückkehren sollte. Dies
stieß auf Gegenwind und es wurde klargestellt, dass neben dem klassischen
Familienbild auch Patchworkfamilien und queere Familien in unserer Gesellschaft
leben (FDP, SPD, SSW, Grüne, CDU). Die FDP verwies darauf, dass es rechtliche
Grundlagen für Familien, die nicht dem klassischen Familienbild entsprechen, geben
müsse. Außerdem sollten Konversionstherapien verboten und das Blutspendeverbot
für Schwule aufgehoben werden. Es wurde auch auf den Gender Pay Gap verwiesen (SPD). Die SSW hob hervor, dass Frauen in der Politik stärker gefördert
werden müssen, da zu wenig Frauen in der Politik vertreten sind. Daraufhin sprach der Grünen Vertreter die Frauenquote an, welche dieses Problem beheben könne.
Finn Petersen sprach außerdem auch die neuen Transgesetze an, welche nur durch
die Ampel möglich seien.
Die Diskussion hat den Schülerinnen und Schülern interessante Einblicke in die
Programme der Parteien gegeben und die im Vorfeld festgelegten Themen wurden ausgiebig beleuchtet. Vielleicht hat die Veranstaltung auch dem ein oder anderen bei der Wahl geholfen.
Vielen Dank an die Politiker, die sich trotz der bevorstehenden Wahl die Zeit für
unsere Podiumsdiskussion genommen haben! Vielen Dank auch an unsere Moderation, die die Debatte sehr schön geleitet hat, und alle, die an der
Podiumsdiskussion mitgewirkt haben!