FPS Niebüll veranstaltet am 23. Februar drittes Benefizkonzert für „Schüler Helfen Leben“
Der Angriff auf die Ukraine bereitete einer 70-jährigen Phase ohne Staatenkrieg in Europa ein Ende. Die Hoffnung auf ein Leben in Frieden und Freiheit ist hingegen nicht so leicht zu besiegen. Dem verliehen Schülerinnen und Schüler der FPS sowie anderer Schulen, Ehemalige, Eltern und Unterrichtende mit Texten und Musik auf dem dritten Benefizkonzert in der Mensa der Schule Ausdruck. „Turning Tables – Vom Krieg und Frieden in Zeiten der `Zeitenwende´“ lautete der Titel der Veranstaltung zugunsten der Stiftung „Schüler Helfen Leben“.
Angesichts des bevorstehenden Jahrestages – am 24. Februar 2022 begann die Invasion russischer Truppen in die Ukraine – erinnerte Uwe Fot in seinem eigens für die Veranstaltung verfassten Text, den er gemeinsam mit Michael Christiansen vortrug, an die bisherigen Folgen des nun bereits zwei Jahre andauernden Krieges: die Zerstörung von Dörfern, Städten und Landschaften, die Verletzung und Tötung, Terrorisierung und Ermordung von Hunderttausenden Menschen sowie die Flucht von weiteren Abertausenden vor allem Frauen und Kindern. Er appellierte, „das Ausmaß des Elends“ nicht nur in der Ukraine, sondern auch in anderen Teilen der Welt nicht zu verdrängen, und warnte vor einer Ausweitung und Verschärfung der bestehenden Konflikte. „Genau jetzt ist die Zeit über Frieden zu reden, allerspätestens im Krieg“, zitierte Uwe Fot den Friedenspreisträger des deutschen Buchhandels Navid Kermani: „Wie kann das enden?“
„Der Friede muss gestiftet werden“, ließen die Redner des Abends den Philosophen Immanuel Kant antworten. Wie er setzte sich auch Erasmus von Rotterdam bereits vor Jahrhunderten mit dieser Frage auseinander und formulierte weise, dass „ein Großteil des Friedens darin“ bestehe, „ihn aus ganzem Herzen zu wollen“.
Assoziativ aufgegriffen und ergänzt wurden diese Gedanken von den zahlreichen Vortragenden des Abends; die Einbettung in den Kontext übernahmen als Moderatoren Nils Voß und Nele Früchtnicht. Den Auftakt bildete der Song „Turning Tables“ (Adele), gesungen von Aileen Jansen mit Björn Koschnike an der Gitarre. Das Lied gab der Veranstaltung ihren Titel und verdeutlicht am Beispiel eines Konflikts zwischen zwei Menschen, wie zerstörerisch und verletzend es sein kann, wenn eine Seite versucht, die andere in die unterlegenere Position zu bringen und zu besiegen – ein Bild, das die von Olaf Scholz ausgerufene „Zeitenwende“ in den Beziehungen zwischen Ost und West verdeutlicht.
In der ungewöhnlicheren Kombination „Piano“ und „Schlagzeug“ setzten Ulrich Cleres und sein Sohn Jakob dem Krieg musikalisch die Liebe und Sanftheit entgegen: Sie spielten „Love not War“ sowie „Tenderness“ von Clemens van Aken.
Mit Verzweiflung und Wut beschreibt nicht nur die zu Wort kommende ukrainische Schriftstellerin Sofia Andruchowitsch ihre Emotionen als Betroffene beim Ausbruch des Krieges, auch im unbeteiligten Teil des Westens ruft die „Zeitenwende“ Gefühle der Hilflosigkeit und Wut angesichts einer aussichtslos und sehr komplex erscheinenden Lage, derer man selbst nicht Herr werden kann, hervor: „Manchmal wünscht ich mir, ich wär wieder ein Kind“, formulierte Line Marie Mommsen in ihrem selbst verfassten Poetry-Slam-Text, „ein Kind, das denkt, die Erwachsenen haben das schon im Griff“. „Doch je älter ich werde, desto mehr verstehe ich, Frieden zu schaffen ist in dieser Welt schwerer, als Kriege zu beginnen.“
Aber trotz der Trauer um die Toten und Verletzten, trotz des Erschreckens über die Ausmaße der Zerstörung und des Leids, die Kriege mit sich bringen, das Benefizkonzert bewirkte, dass die Besucher nicht nur nachdenklich, sondern auch gestärkt und mit Zuversicht den Saal verließen. Das lag zum einen in den vorgetragenen musikalischen und literarischen Werken selbst begründet, die teilweise allein durch ihre klangliche Schönheit bezauberten, wie das Gedicht „Böhmen liegt am Meer“ von Ingeborg Bachmann oder die „Vierte Bagatelle“ des ukrainischen Komponisten Valentin Silvestrov. Wenn solche Ästhetik möglich ist, dann muss auch der Friede machbar sein.
Zum anderen gaben die Inhalte der Kunstwerke Anlass zur Hoffnung auf eine erneute Wende, so etwa „Wind of Change“, gespielt von der FPS-Popband „The Blueberries“, oder sie lenkten den Blick auf den Wert des Lebens, wie beispielsweise die Hymne „Life Is Beautiful“, komponiert und dargeboten von Sarah Weiß und Björn Koschnike.
Nicht zuletzt aber überzeugten vor allem die zahlreichen Künstlerinnen und Künstler mit ihren musikalischen Talenten und ihrem Engagement auf der Bühne und machten den Abend zu einem bewegenden Ereignis im eigentlichen Sinne des Wortes: Denn sie haben alle gezeigt, was möglich ist, wenn Menschen etwas wollen. Sie alle haben mit ihren künstlerischen Beiträgen und der dadurch zustande gekommenen Spendensumme von 1750 Euro den Refrain des Schlussliedes von Michael Jackson und Lionel Richie bereits ein Stück weit in die Tat umgesetzt: „We are the world, we are the children, we are the ones, who make a brighter day, so let`s start giving.“
Judith Herber
Alle Bilder des Abends finden Sie hier.