Der Heimat-DSp-Kurs von Frau Kretschmann – die dieses Jahr mehr oder weniger das „Glück“ hatte, gleich beide DSp-Kurse zu leiten – führte am 5. und 6. Juni 2025 Hamlet auf.
Doch statt Shakespeares Originalversion, brachten wir das Stück in die Gegenwart. Statt Königshaus gab’s ein milliardenschweres Fashionunternehmen namens Hamlet & Söhne. Der eigentliche Boss, der alte Hamlet, ist direkt zu Beginn tot – super Einstieg. Dafür übernimmt sein Bruder Claudius. Und weil das offensichtlich noch nicht genug ist, heiratet er auch gleich die Witwe seines Bruders. Schon schade, wenn der große Bruder stirbt und man plötzlich CEO ist.
Etwas ist faul im Staate Dänemark! – oder halt im Fashionunternehmen.
Das merkt auch Hamlet, der Sohn des alten Hamlet, jetzt plötzlich Stiefsohn seines Onkels. Kompliziert? Ja. Und es wird nicht besser: Der Geist seines Vaters versucht, ihm etwas mitzuteilen. Ophelia liebt Hamlet, versteht aber nicht, warum er plötzlich so abtaucht. Ihr Bruder Laertes entwickelt langsam echten Hass auf Hamlet. Polonius, Vater von Laertes und Ophelia, ist Claudius´ rechte Hand und unterstützt ihn, wo er nur kann. Die Lästerschwestern mischen sich überall ein, kommentieren alles ungefragt und nerven dabei konsequent. Dem Paparazzi und seinem Praktikanten geht es nur um die perfekte Schlagzeile. Hamlets Mutter lebt komplett im spirituellen Nebel, irgendwo zwischen Räucherstäbchen und Realitätsverweigerung. Melvin und Calvin – ehemals Freunde – machen ihrem Namen alle Ehre. Horatio ist der einzige Mensch, der es wirklich gut mit Hamlet meint, aber wie das so ist: Der wird ignoriert. Der Facility Manager rennt gestresst durch die Gegend und versucht verzweifelt, Ordnung in irgendwas zu bringen…wobei man meinen könnte, er verbreitet nur noch mehr Hektik. Und dann gibt’s noch NO-WAY – eine Aktivistengruppe, die das ethisch fragwürdige Familienunternehmen Hamlet & Söhne zu Fall bringen möchte.
Ach ja, und die Totengräber. Die muss man erwähnen, denn am Ende sterben gefühlt alle.
Ein ziemliches Chaos also. Und mittendrin steckt Hamlet. Mit zu vielen Gedanken, zu wenig Antworten und der Frage aller Fragen: „Sein oder nicht sein – das ist hier die Frage.“
Handeln? Oder denken, grübeln, zögern – bis alles brennt?
Ein Stück, das zwischen Lichtschwertkampf und Degenfechten schwankt, bei dem es in einem Moment noch um eine Beerdigung und im nächsten um eine Hochzeit geht, in dem Liebe auf Abweisung prallt, Verzweiflung auf Ironie, Wahrheit auf Schlagzeilen.
Und trotzdem, irgendwo darin: echte Fragen, echte Figuren, echte Widersprüche. Oder um es mit Hamlets Worten zu sagen: „Ist dies auch Wahnsinn, so ist doch Methode drin.“
Durch viele Ideen, Diskussionen, Variationen, Nerven, Zeit, Proben, Lacher und Geduld (vor allem von Frau Kretschmann) entstand ein Stück, von dem Shakespeare zu seiner Zeit nur hätte träumen können…okay etwas zu hoch gegriffen. Wir werden es wohl nie erfahren, denn der Rest ist Schweigen.
Line Mommsen
Impressionen der gestrigen Theateraufführung „HAMLET – Der Rest ist Schweigen“ des DSp-Kurses (km) aus Klasse 13 unter der Leitung von Anja Kretschmann sehen Sie hier: