Friedrich-Paulsen-Schule Niebüll feiert Einweihung der restaurierten Orgel mit einem Konzert
Eine Orgel an der FPS? Kein Wunder, dass viele nichts von ihr wussten, war sie doch in den letzten Jahrzehnten dem Verfall preisgegeben, staubte so vor sich hin und verstummte mehr und mehr. Doch einige Jugendliche setzten sich für sie ein und jetzt ertönt sie wieder kraftvoll, weich und warm. Mit einem musikalischen Festakt feierte die Friedrich-Paulsen-Schule am Donnerstagabend, 12. Dezember, die Wiedergeburt ihrer Orgel in der Aula.
Zu den Schülern, die die Orgel ab und an aus ihrem Dornröschenschlaf erweckten und in ihren Freistunden zum Klingen brachten, gehörte Jorge Sendler. Mittlerweile hat er Abitur, aber keine Frage, dass er das Konzert eröffnete und mit der eher melancholischen „Elegy“ von Georg Thalben-Ball und dem heiter bewegten „Moderato“ aus „Tre Tonestykker“ von Niels W. Gade der Orgel ihre Stimme offiziell zurückgab.
Auch wenn das die einzigen Stücke waren, bei denen die Orgel solo die Aula mit ihren Klängen füllen und alleine im Mittelpunkt stehen durfte, blieb sie doch der Star des Abends und zeigte in zahlreichen weiteren Darbietungen, diesmal mit dem Organisten Hartmut Siebmanns an der Tastatur, dass sie auch Teamwork kann und im Zusammenspiel mit dem Violoncello (Anja Choquer), der Violine (Franziska Seibold) ebenso harmonierte wie mit Bratsche und Kontrabass (Franziska Seibold und Oliver Schultz-Etzold) und zudem den perfekten Background bildete für die Stimmen der Kantorei der Christuskirche in Niebüll.
Leider konnten die Orgelbauer der Hamburger Firma „Rudolf von Beckerath“ selbst nicht anreisen, um den Prozess der Orgelrenovierung zu erläutern, stattdessen wurden anfangs, zusammen mit den Namen der vielen Spender, Fotos von der Reparatur auf einem Bildschirm gezeigt, die eindrucksvoll veranschaulichten, in wie viele Einzelteile das Instrument zerlegt werden musste. Bei der Umsetzung des kostspieligen Projekts erhielt die Friedrich-Paulsen-Schule fachliche Unterstützung durch den Organisten und Leiter der Kantorei Niebüll, Hartmut Siebmanns, der bereits Erfahrungen mit mehreren Orgelsanierungen hatte. Auch der Freundeskreis unter der Leitung von Vera Ebsen bzw. von Jan Kehnappel half, nämlich beim Sammeln der insgesamt 50.000 Euro Spenden und bei der Bezahlung der Rechnungen. Diese finanzielle Unterstützung, u.a. von der Friede-Springer-Stiftung, dem Bürgerwindpark Galmsbüll und der Stadt Niebüll, war notwendig, um die enormen Kosten der Restaurierung zu bezahlen, erläuterte Schulleiter Eckhard Kruse.
Einen weiten Weg auf sich genommen hatten hingegen die Projektleiterin Ayan Osman-Mohamed, die auch als Schülerin auf der Orgel gespielt hatte und mittlerweile in Dresden studiert, sowie die Schirmherrin des Projekts, die Bundestagsabgeordnete Astrid Damerow.
Auf die Frage Eckhard Kruses, wie sie denn als Schülerin dazu gekommen sei, sich für eine Orgel zu interessieren und sich für die Renovierung einzusetzen, antwortete Ayan Osman-Mohamed, sie habe nie Hausaufgaben gemacht, was ihr den Freiraum gegeben habe, Klavier-, Geigen- und Gesangsunterricht zu nehmen und in den Musik-Ensembles der FPS mitzuspielen. „Während des morgendlichen Adventsingens habe ich über die Jahre zusehen müssen, wie die Orgel zunehmend verfällt, einmal ist während des Spielens ein ganzes Register ausgefallen“, erklärte Ayan Osman-Mohamed. Da habe sie nachgefragt, ob man die Orgel nicht reparieren könne und sei beim Schulleiter auf offene Ohren gestoßen.
Von diesem Engagement beeindruckt zeigte sich die die CDU-Politikern Astrid Damerow: „Die Jugend tut wesentlich mehr, als wir meistens wahrnehmen. Dieses Engagement der jungen Leute soll möglichst oft erwähnt werden.“ Die FPS sei offensichtlich eine Schule, die ihren Schülerinnen und Schülern dies ermögliche und zu der diese auch nach ihrer Schulzeit eine Bindung hätten.
Der Abend schloss mit einer Darbietung des 150. Psalms von Andreas Willscher durch die Sängerinnen und Sänger der Kantorei Niebüll, zu denen ebenfalls Lehrkräfte und Schülerinnen der Friedrich-Paulsen-Schule gehören. Das musikalische Lob Gottes wird auch veranschaulicht auf zwei Reliefplatten im Ostaufgang der Schule, die fröhlich tanzende und musizierende Kinder mit Harfen Zithern, Hörnern und Flöten zeigen. Jetzt steht den Kindern und Jugendlichen an der FPS auch die Orgel wieder zur Verfügung.
Reliefplatten im Ost- und Westaufgang
Der 150. Psalm wird bildlich dargestellt auf zwei Reliefplatten im Ostaufgang der Schule, die fröhlich musizierende und tanzende Kinder zeigen und Kopien des Originals im Dom von Florenz sind. Zusammen mit einer Gruppe von Reitern auf einer Reliefplatte im Westaufgang, einer Kopie eines Parthenonfrieses auf der Akropolis, veranschaulichen beide Nachbildungen das architektonische Schulprogramm der FPS, die zwei Säulen der Bildung, so die Ausführungen Eckhard Kruses: Das eine Kunstwerk stehe für die griechische Demokratie und für die Freiheit, das andere für christliche Werte wie Menschenwürde, Nächstenliebe und Friedfertigkeit.
Kooperationsschule FPS
Die Friedrich-Paulsen-Schule ist Kooperationsschule des Landestheaters: Eingebettet in die Feierlichkeiten rund um die Wiedereinweihung der Orgel war die Unterzeichnung des Kooperationsvertrages zwischen der FPS und dem Landestheater Schleswig-Holstein, den Eckhard Kruse „live“ unterschrieb. Feierlich überreicht wurde die Urkunde an Anja Kretschmann, Kooperationsbeauftragte der FPS, durch die Generalintendantin des Landestheaters Dr. Ute Lemm und die Leitende Theaterpädagogin Masae Nomura.